Glauben und Wissen

Glauben und Wissen

Glauben und Wissen, so höre und lese ich von Rationalisten und Materialisten immer wieder, seien von Grund auf unvereinbar. Wo die Grenze des Rationalen überschritten werde, öffne sich das zwielichtige Tummelfeld des Irrationalen und Okkulten.

Der wissenschaftliche Siegeszug der Moderne scheint dieser Argumentation Recht zu geben. Doch stimmt der Wahrheitsanspruch dieser Weltsicht auch? Stehen sich Naturwissenschaft und Religion, Wissen und Weisheit tatsächlich in unauflöslichem Widerspruch gegenüber?

In einem Briefwechsel mit C. G. Jung unterscheidet der seinerzeit an der Zürcher ETH lehrende Nobelpreisträger für Physik, Wolfgang Pauli, zwei Arten der Erkenntnis: Die kritisch-rationale, die sich auf messbare Daten und objektive Fakten stützt, sowie die mystisch-irrationale, die sich auf subjektive Innenerfahrungen beruft. Pauli sieht diese beiden Domänen in ihrem Verhältnis zueinander nicht als unvereinbar, sondern als komplementär, sich wechselseitig ergänzend.

Max Plank, ein anderer Großer der Physik des 20. Jahrhunderts bestimmte das Verhältnis so: „Wohin und wieweit wir blicken mögen, zwischen Religion und Naturwissenschaft finden wir nirgends einen Widerspruch, wohl aber gerade in den entscheidenden Punkten volle Übereinstimmung. Religion und Naturwissenschaft schließen sich nicht aus, wie heutzutage manche glauben oder fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander… Gott steht für den Gläubigen am Anfang, für den Physiker am Ende alles Denkens.“

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