Glaubenszeugnis
1857 wurde bei Ausgrabungen auf dem Palatin in Rom eine sensationelle Entdeckung gemacht. In eine Wand des ehemaligen kaiserlichen Pädagogiums, wo Sklaven für ihren Dienst in adeligen Häusern ausgebildet wurden, war ein Kreuz samt Korpus eingeritzt worden und daneben eine Figur, die ihre Hand in Richtung des Kreuzes ausstreckt. Das ganze Bild ist nicht viel grösser als 30×30 cm und dennoch hat es eine riesige Bedeutung. Denn es handelt sich hierbei um die älteste erhaltene Kreuzesdarstellung und kann in den Anfang des 3. Jahrhunderts datiert werden. Unter dem Kreuz steht in grossen Lettern geschrieben: «Alexamenos sebete theon», zu Deutsch: «Alexamenos betet (seinen) Gott an.» Doch halt! Irgendetwas am Korpus ist ungewöhnlich. Wer genau hinschaut kann erkennen, dass Jesus keinen menschlichen, sondern einen Eselskopf hat! Die älteste bildliche Kreuzesdarstellung ist also nicht gezeichnet von einem gläubigen Christen. Es ist vielmehr ein hämisches Spottbild, das Jesus lächerlich macht und den gläubigen Alexamenos blossstellt.
Die Geschichte nimmt eine besondere Wendung. 1869 wurde ein weiterer Fund publiziert. Die Forscher entdeckten in den Trümmern des Pädagogiums eine weitere Kritzelei, die leider inzwischen verloren gegangen ist. An der Nordostwand des Gebäudes war eingeritzt: «Alexamenos fidelis», auf Deutsch: «Alexamenos ist treu.» Bemerkenswert, dass ein junger Mann den Mut und die Kraft hatte, an Christus festzuhalten, was zur damaligen Zeit nicht nur für Spott sorgte, sondern auch schnell bedrohlich werden konnte. Alexamenos hinterlässt uns auf diese Weise ein wunderschönes Glaubenszeugnis.