Gott ist mittendrin
Zwei Wochen Ferien und viele schöne Erlebnisse liegen hinter mir. Eine Zeit voller Ruhe und Weite. Ich fühle mich richtig gut erholt. Und doch bemerke ich schon jetzt, dass mich der Alltag schnell wieder einholen wird: ein voller Terminkalender, ungeöffnete E-Mails, To-do-Listen und der Anspruch, allem und allen gerecht zu werden. Damit bin ich sehr wahrscheinlich nicht alleine. Immer wieder begegnen mir Menschen, die unter Druck stehen, weil sie ihren Alltag perfekt meistern wollen. Ruhig und weit fühlt sich dabei nicht mehr viel an.
Auch wenn ich selbst zugegebenermassen nicht immer ein gutes Vorbild abgebe, bin ich davon überzeugt, dass wir nicht dafür gemacht sind, Ruhe und Weite nur im Urlaub oder am Feierabend zu suchen und zu erleben. Gott lädt uns ein, beides in unseren Alltag zu integrieren. Seine Botschaft lautet nicht: «Streng dich noch mehr an, lade dir noch mehr auf, mach schneller, lass die Pause ausfallen, sei perfekt!» Er sagt vielmehr zu uns: «Komm zu mir, ich will dir Ruhe verschaffen.» Es wird deutlich, dass wir unsere Kraft nicht im Stress und in der Anspannung finden. Das bestätigt auch Prophet Jesaja. Er sagt: «In der Ruhe und im Vertrauen liegt eure Stärke.» (Jes 30,15)
Zu Vertrauen und Stärke möchte ich finden. Deshalb nehme ich mir vor, dass ich die Ruhe und Weite, die ich in den vergangenen Tagen erlebt habe, mit in den Alltag nehme. Vielleicht braucht es ja nur einen Moment der Stille am Morgen, einen kurzen Dank mitten im Stress, ein Gebet bei der Hausarbeit. Denn Gott ist gerade auch im Gewöhnlichen gegenwärtig, im Rhythmus der Woche. Der Alltag soll kein Feind der Spiritualität sein, weil er der Ort ist, an dem unser Glaube wachsen kann, Tag für Tag. Denn Gott ist mittendrin.