Gott will uns heiter sehen
Noch heute gehört der vor 20 Jahren verstorbene Politkabarettist Hanns Dieter Hüsch für mich zu den ganz Grossen seiner Zunft. Er beeindruckte mich nicht allein als wortmächtiger Sprachkünstler, feinsinniger Poet und scharfzüngiger Satiriker, sondern ebenso sehr als politisch mutiger und engagierter Wort- und Tatchrist. Für ihn war die Botschaft der Bibel der Pfahl im Fleische eines blutleer gewordenen seichten und verflachten Christentums. Neben den «Psalmen für Alletage», in denen er an die alttestamentarische Psalmentradition anknüpft, sie paraphrasiert, pointiert weitermeditiert und in unser modernes Leben implementiert, findet sich unter anderen auch ein hübsches, mit Bildern von Joan Miro illustriertes Bändchen «Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde». Darin spricht eines der Gedichte wunderbar leichtfüssig aus, was Gott aus uns Menschen machen und wie er uns sehen will.
Wir alle sind in Gottes Hand
Ein jeder Mensch in jedem Land
Wir kommen und wir gehen
Wir singen und wir grüßen
Wir weinen und wir lachen
Wir beten und wir büßen
Gott will uns fröhlich machen
Wir alle haben unsere Zeit
Gott hält die Sanduhr stets bereit
Wir blühen und wir welken
Vom Kopf bis zu den Füssen
Wir packen unsere Sachen
Wir beten und wir büßen
Gott will uns leichter machen
Wir alle haben unser Los
Und sind getrost auf Gottes Floss
Die Welt entlanggefahren
Auf Meeren und auf Flüssen
Die Starken mit den Schwachen
Zu beten und zu büßen
Gott will uns schöner machen.
Wir alle bleiben Gottes Kinder
Auch wenn wir schon erwachsen sind
Wir werden immer kleiner
Bis wir am Ende wissen
Vom Mund bis zu den Zehen
Wenn wir gen Himmel müssen
Gott will uns heiter sehen.