Gottesbild

Zusammen mit einer Besucherin der Bahnhofkirche habe ich um ein Gottesbild gerungen. Es war eine Herausforderung für uns beide.

Als Pfarrer ist mir immer präsent, dass ich mir kein Bild von Gott machen und dass ich ihn nicht abbilden darf. Trotzdem kennen wir aus der Bibel biblische Sprachbilder, die von Gottes Eigenschaften und von seinem Wesen reden: Gott tröstet einen, wie eine Mutter, Gott ist Liebe, Gott ist unser Vater, Gott ist freundlich, Gott ist ein Arzt, ein Hirt, ein König, eine Quelle. All das sind Worte und Wortbilder, doch sie genügen nicht immer.

Die Besucherin in der Bahnhofkirche fühlt sich täglich und deutlich geführt von Gott und sie hat zum Ausdruck gebracht, dass sie wissen will, wie der Gott aussieht, der sie leitet.

Und darin lag die Herausforderung: Können wir etwas zeichnen, das wesentlich ist, das quasi alle notwendigen Bedingungen erfüllt?

Gott soll so sein, dass ich mich ihm anvertraue, wenn er mich führt, es soll ein Bild sein, das mit dem Gott der Bibel zu tun hat und den man nicht abbilden darf.

Ich habe Papier und Stift genommen. Weil ich nicht gut malen kann, habe ich einen sehr kindlichen Zugang gewählt. Ich habe ein Herz gezeichnet. In das Herz hinein malte ich ein Augenpaar und sage dazu: «Gott sieht jeden Menschen mit Augen der Liebe an.»

Am Abend sah ich, dass die Frau mein «Abbild Gottes» ins Anliegenbuch übertragen hat, das in der Kapelle der Bahnhofkirche ausliegt. Über ihr Bild hat sie «Thank You» geschrieben. Diesem Dank schließe ich mich gerne an.