Grosszügig

Jemand anderem den Auftritt lassen (Bild von pexels).

Man kennt das: Man ist mit Freunden im Restaurant. Als es so weit ist die Bedienung zum Bezahlen zu rufen, sagt jemand: Heute seid Ihr eingeladen! Damit beginnt die übliche Debatte, gemäss unserer Höflichkeitsregeln. «Das kommt gar nicht in Frage! Sicher nicht, ich zahle selbst! Ich beteilige mich! Das brauchst Du doch nicht!». Bis man dann doch einlenkt und sagt. «Nächstes Mal bin aber ich dran».

Wie wäre es, wenn es keine Debatte gäbe? Wenn alle, denen die Einladung gilt, sich einfach von ganzem Herzen über die Einladung freuen und sagen würden: Das ist nett von Dir! Ganz herzlichen Dank! Es freut mich, dass Du uns einlädst! Wie schön!

Auf diesen Gedanken bin ich durch einen buddhistischen Mönch gekommen. Er erzählt, dass die Mönche Essensgaben sammeln und dass sie damit bewusst den Menschen, bei denen sie sammeln die Möglichkeit geben grosszügig zu sein. Die Grosszügigkeit der Mönche besteht darin, den Menschen, die ihnen geben, Raum für Grosszügigkeit zu lassen.

In diesem Sinn ist es ein Akt von Höflichkeit und von Grosszügigkeit, nicht zu widersprechen, wenn jemand mich einladen will. Nicht zu widersprechen bedeutet, dass ich der Person, die mich einlädt, «ihren Moment» lasse, statt durch Widerspruch etwas davon wegzunehmen.

Es ist ein wunderbares Paradox: Ich bin grosszügig, indem ich jemanden grosszügig sein lasse.