Gründe des Herzens

Ein Wunderwerk ist das menschliche Herz. Als erstes Organ entsteht es im Embryo und übernimmt bald die Aufgabe, Sauerstoff und Nährstoffe in alle Teile des Körpers zu transportieren und Kohlendioxyd sowie Abfallstoffe fortzuschaffen. Dazu fördert es täglich bis zu zehntausend Liter Blut und schlägt in einem durchschnittlichen Leben ohne Unterbruch rund drei Milliarden Mal.

Tränende Herzen
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Zugleich ist das Herz mit vielen Gefühlen verbunden. Es kann vor Freude springen und vor Angst bis zum Halse schlagen. Aus Aggression oder Alarmbereitschaft kann es rasen und vor lauter Liebe überfliessen. Es kommt nicht von ungefähr, dass es zu einem universellen Symbol wurde, ganz besonders für Liebe und Verbundenheit.

Während die Denkfunktion des Menschen dazu angelegt ist, zu unterscheiden und zu ordnen, zu definieren und analysieren, steht das Herz dafür, die Beziehung zu allem wahrzunehmen, verbindend und verbindlich auf Menschen, Dinge und Situationen einzugehen. «Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt», sagte Blaise Pascal einmal und für Heinrich Pestalozzi war klar: Der Mensch bedarf der Bildung des Herzens genauso wie der Förderung des Kopfes und der Hand.

Immer am dritten Freitag nach Pfingsten feiert die Katholische Kirche das Fest des Heiligsten Herzens Jesu. Es erinnert mich daran, dass Gott vor allem anderen ein liebender, wohlwollender und unterstützender ist, und dass wir eingeladen sind, es ihm gleich zu tun. Sören Kierkegaard sagt es so: «Die Welt, so mangelhaft sie auch ist, sie ist dennoch schön und reich. Denn sie besteht ja aus lauter Gelegenheiten zur Liebe.» Das Herz immer wieder zu öffnen und für die Gründe des Herzens einzustehen, das erscheint mir als bester Weg zu einem erfüllten Leben als Christin, als Christ und als Mensch.