Grundstein für das Miteinander

„Gott, mache mich zu einem Instrument deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst.“ So beginnt ein Gebet, das in einer französischen Publikation von 1912 erstmals zu lesen war. Es bringt die christliche Grundhaltung beispielhaft und zeitlos zum Ausdruck und wurde häufig dem heiligen Franziskus von Assisi zugeschrieben. Und es ist von höchster Aktualität.

Krieg ist so nahe an uns herangerückt wie seit Generationen nicht mehr. Viele Menschen fragen sich, was sie tun können. Die Hilfsbereitschaft ist gross mit Geld- und Sachspenden sowie mit der Bereitschaft, geflüchtete Menschen zu beherbergen und zu unterstützen. Materielle Hilfe brauchen die Kriegsgeschädigten jetzt gewiss. Andere Notleidende bei uns und weltweit sollten dabei nicht in Vergessenheit geraten.

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Das Friedensgebet spricht davon, was jede und jeder tun kann: danach zu streben, ein Instrument des Friedens zu werden. Der erste Schritt ist eine Art seelischer Hygiene: uns freizuhalten von verurteilenden Gedanken, die Spaltung und letztlich Hass schüren. Zu lieben bedeutet nicht, alles gutzuheissen oder beide Augen zuzudrücken. Liebe schaut genau hin und nennt die Dinge beim Namen. Zugleich wird sie niemals aufhören, an das Menschliche in der Gegenseite zu glauben und sich für gewaltfreie Lösungen einzusetzen.

Ein berührendes Beispiel wurde auf CNN ausgestrahlt: Ukrainische Frauen und Männer betreiben eine telefonische Helpline. Russische Familien auf der Suche nach ihren Söhnen und Vätern können sich dorthin wenden und bekommen Hilfe, sie ausfindig zu machen. Die Helfenden sind sich bewusst, dass auch auf der Gegenseite Menschen leiden, und sie legen einen Grundstein, dass nach dem Kriegsgrauen wieder ein Miteinander möglich sein wird.