Gute Kräfte
Gestern nahm ich mir die Kräuterkiste vor, die draussen auf dem Fensterbrett steht. Den alten Inhalt entfernte ich, reinigte den Trog und befüllte ihn mit frischer Erde. Jungpflanzen von Rosmarin, Thymian, Basilikum und Petersilie besorgte ich und pflanzte sie dort hinein. Diese Aufgabe macht mir Freude und gibt mir das gute Gefühl, zusammen mit den Kräften der Natur zu wirken, irgendwie sogar mit Gott. Ohne meine Arbeit würden keine Pflanzen auf dem Fensterbrett gedeihen. Zugleich blieben meine Anstrengungen nutzlos, hätten die Pflanzen nicht diese Lebenskraft in sich, die sie wachsen lässt, die ihnen Widerstandsfähigkeit verleiht, und die sie als Gabe von Gott haben. Gebe ich in regelmässigen Abständen etwas Wasser, dann beschenkt mich die Kräuterkiste bis spät in den Herbst hinein mit frischen Kräutern zum Kochen, und das ist etwas Wunderbares.
Mir ist aufgefallen, dass es mich besonders glücklich macht, wenn mein Tun mit den natürlichen und göttlichen Kräften zusammenwirkt und etwas Gutes daraus entsteht. Manchmal sagt mir jemand, dass ein Weg-Wort oder ein Seelsorgegespräch ihn bzw. sie einen Schritt weiter gebracht hat. Dann bemerke ich dieses Glücksgefühl und weiss: Es ist nicht einfach mein Verdienst. Die Entwicklung kommt von den guten Kräften in der Person selbst. Mein Gedankenanstoss konnte mit ihnen wirken und einen Beitrag leisten.
Die ganze Welt wird anders, wenn ich darauf vertraue, dass gute und göttliche Kräfte in jedem Menschen und in jedem Wesen vorhanden sind. Manchmal mögen sie verschüttet oder hinter Schutzmauern versteckt sein. Es braucht diesen Glauben und Geduld, dann kann das Gegeneinander ein Ende finden. In Zeiten des Kriegs ist es noch viel herausfordernder und zugleich nötiger als sonst, festzuhalten an der Zuversicht. Wenn sie Kreise zieht, dann werden wir die Früchte eines neuen Miteinanders ernten können.