Hoffnung, wirklich

In kirchlichen Kreisen geht uns das Wort „Hoffnung“ immer verdächtig leicht über die Lippen. Eigentlich ist es oft nur eine Floskel, nicht wirklich mit Inhalt unterfüttert.

Deshalb hat mich ein Beitrag aus der Ukraine im Onlinemagazin „Republik“ so angesprochen. Der Fotograf Lesha Berezovskiy lässt darin junge Menschen auf das Kriegsjahr 2022 zurückblicken und über die Zukunft nachdenken.

Lina (33) schriebt u.a.: „Ich schätze kleine, einfache Dinge wie den ersten Kaffee am Morgen, denn selbstverständlich sind sie nicht mehr in einem Land, in dem jeden Tag Menschen umkommen. […] Was wir tun können, ist Verantwortung übernehmen für unsere Zukunft und unsere Werte. Sie sind die Identität, die wir mit erhobenem Kopf und mit beiden Füssen auf dem Boden verteidigen.“

Und Anna (28): „Ich selber bin offener geworden, sage den Menschen um mich herum, warum ich sie mag und was sie mir bedeuten.  […] Ich verschiebe auch nichts mehr auf morgen, das Jetzt hat eine neue Bedeutung bekommen. […] Alle meine Gedanken an die Zukunft drehen sich um den Moment nach unserem Sieg und um das, was danach kommt.“

Da ist keine Resignation zu spüren, sondern der klare Wille, intensiv zu leben, die Gemeinschaft zu stärken und für die Freiheit einzustehen.

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“

Der Satz stammt vom ehemaligen Regimekritiker unter kommunistischer Diktatur und späteren tschechischen Präsidenten Vaclav Havel. Er verbrachte wegen seines Einsatzes für Menschenrechte fünf Jahre im Gefängnis.

Zitate: Lesha Beresovskiy. «Aushalten», Republik, 13. März 2023
Abb: Kiew, Uwe Brodrecht, 2017, flickr. https://www.flickr.com/photos/uwebrodrecht/33970528674/in/dateposted/