Ich liebe die Sonne…

Weinend sagte Franziskus eines Tages zum Herrn:

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«Ich liebe die Sonne

und die Sterne.

Ich liebe Klara

und ihre Schwestern.

Ich liebe das Herz der Menschen

und alle schönen Dinge.

Herr, du musst mir verzeihen,

denn nur dich sollte ich lieben.»

Lächelnd antwortete der Herr:

«Ich liebe die Sonne

und die Sterne.

Ich liebe Klara

und ihre Schwestern.

Ich liebe das Herz der Menschen

und alle schönen Dinge.

Mein Franziskus, du musst nicht traurig sein,

denn das alles liebe auch ich.»

(nach einem umbrischen Volkslied)

Mich berührt dieses alte Lied, das von Franziskus handelt und von seiner Angst, dass sein Glauben nicht genügen könnte. Den «perfekten» Glauben, so kann man es aus Franziskus Worten heraushören, vermutet er dort, wo man Gott alleine liebt. Ein ganz schön schwieriges Unterfangen. Und so feiere ich die Antwort, die Gott in diesem Lied in den Mund gelegt wird. Alles, was wir mit Liebe anschauen, trennt uns nicht von Gott, sondern bringt uns ihm näher. Es geht nicht darum, die Welt zu überwinden, sondern mitten in ihr das Heilige zu entdecken. Heute am Gedenktag von Klara von Assisi, der Gefährtin von Franziskus, zeigt uns dieses Volkslied auf eindrückliche Weise, dass Gott zu lieben auch heissen kann, das Leben mit offenen Armen anzunehmen. In allem, was wir aufrichtig lieben – Menschen, Natur, Musik, Tiere – kann uns etwas von Gott begegnen, weil auch er es liebt. «Mein Franziskus, du musst nicht traurig sein, denn das alles liebe auch ich.»