Ich möchte an das ewige «Du» glauben dürfen

Für die Reihe von Gastbeiträgen unter dem Motto «Gott, wie ich ihn/sie sehe» hat unsere Freiwillige Mitarbeiterin Verena Bosshart folgenden Beitrag geschrieben:

Meine Einleitung zu diesem Thema und Text ist voller Fragen: Gibt es überhaupt einen Gott? Wenn ja, ist es ein Ermahner, der schaut, wie ich mich verhalte auf dieser Erde? Kann Gott eingreifen in das Chaos dieser Welt? Warum lässt er dies alles zu? Und so könnte man die Liste weiter ergänzen! Diese Fragen sind allgegenwärtig in Gesprächen und Diskussionen. Damit will ich mich nicht mehr oft und ewig auseinander setzen wie in früheren Jahren meines Lebens. Mir ist heute wichtig klar zu werden auf meinem persönlichen Weg der Suche nach Gott. Wenn es Gott, das „Du“ gibt, wo finde ich ihn/sie/es? Wo spüre ich seine Gegenwart und Nähe?

Quelle: pixabay

Ich bin ein jemand, der viel Natur und Stille braucht, um meine Zeit erfüllt zu leben, mich zu erden und auch alles zu bewältigen. Gerne hoch oben in den Bergen, auch im Wald, beim Wasser, einfach bei jedem Wetter. Das stärkt mich und gibt mir Offenheit für die Menschen, denen ich täglich begegne.  Ich stand vor Kurzem auf dem Berninapass. Die Seen neben mir mit vom Wind bewegten Wellen, lassen einem nicht los mit Schauen und Staunen. Das Bergmassiv und sein Gletscher erheben sich in den Himmel. Rund um mich Steine und nochmals Steine. Dazwischen die letzten blühenden Blumen, die sich nochmals aufbäumen vor dem kommenden Winter. Ich sitze vor einer Steinhütte, schaue ins Tal hinunter, einfach überwältigend. Der Wind pfeift um die Hüttenecke und sonst nichts als Stille. Ich spüre eine tiefe Demut vor der Grösse und der Kraft in der Natur auf unserem (bedrohten) Planeten Erde. Ich bin behütet im „Du“ und geborgen zwischen Himmel und Erde. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Das muss Gott sein!

Immer wieder kommen auch Zweifel hoch, die herausfordernd und spannend sind. Das Suchen geht weiter und es darf so sein. Ich will mit einem für mich wichtigen Gebet von Gottfried Bachl den heutigen Tag beginnen:

ich sage durch alles hindurch du.

durch die atome

und ihre ursächlichkeiten,

durch die milchstrassen

und sternhaufen.

ich sage du

durch die unzählbaren zeiten,

ich sage du

durch urknall und endknall,

durch sonne und mond,

durch längen und breiten,

durch alle errechneten massen

an welten und kosmischen wällen.

durch alles hindurch:

du.

durch alle vermutungen,

die dich leugnen,

durch meine gefühle,

die dich bezweifeln.

du.

Ich wünsche Ihnen gerade heute einen Moment der Stille für das Suchen und vielleicht Finden nach dem ewigen „Du“.