Im Rabbit Hole

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Sind Sie schon einmal in einem «Rabbit Hole» gelandet? Wahrscheinlich schon, denn es handelt sich dabei um ein Phänomen, das im digitalen Zeitalter fast jeden Menschen einmal ereilt. Der Begriff ist inspiriert von Lewis Carrolls Buch «Alice im Wunderland», wo die Protagonistin durch ein Kaninchenloch in eine andere, bizarre Welt gelangt. «Rabbit Hole» umschreibt das Phänomen, dass man sich – hauptsächlich in der digitalen Welt – immer tiefer in ein Thema verliert. Es beginnt beispielsweise mit dem Klick auf einen interessanten Artikel, danach sucht man weitere Informationen, checkt (nur ganz kurz!) Social Media, schaut ein Video und sucht nach dem besten Podcast zur Thematik. Und Schwups, befindet man sich mitten in einem komplexen Kaninchenbau aus Informationen, Meinungen, Videos und Beiträgen aller Art. Es kann sich eine Sogwirkung entwickeln, die einen Menschen fesselt und es schwierig macht, vom Thema abzulassen. Stunden, Tage und Monate können vergehen, ehe man den Ausgang aus einem Rabbit Hole findet.

Dieser Drang, Neues zu entdecken und zu lernen, ist zutiefst menschlich. Schliesslich ist jedem von uns ein Verstand gegeben und wir alle wurden mit Neugier ausgerüstet, um die Welt zu erkunden, Zusammenhänge zu verstehen und nach Wahrheit zu suchen. Wer sich tief in ein Thema hineinarbeitet, dem eröffnen sich womöglich neue Horizonte und Raum für persönliche Weiterentwicklung. Doch der Kaninchenbau hat auch seine Tücken. Wer sich in den Tiefen des Internets und den eigenen Gedankenspiralen verliert, verpasst womöglich etwas Entscheidendes. Denn wie Martin Buber treffend sagte: «Alles Leben ist Begegnung.» Das Leben besteht eben nicht nur aus der Anhäufung von Informationen und Wissen, sondern die Beziehungen sind es, die es letztlich reich machen. Und damit meine ich die Beziehung zu den Mitmenschen, aber auch die Beziehung zu Gott. In einem Rabbit Hole ist dafür meist kein Platz.