Im Strudel
Die Schöpfungskrippe des peruanischen Künstlers Maximiniano Ochante, die diesen Advent im Raum der Stille der Bahnhofkirche bestaunt werden kann, präsentiert sich farbig und dynamisch. Paarweise – wie auf Noahs Arche – rennt, springt und fliegt eine bunte Schar von Lebewesen in einem grossen Bogen um die heilige Familie herum. Das dreidimensionale Werk erscheint von überbordender Lebendigkeit erfüllt.
Lasse ich die Krippe auf mich wirken, wird sie mir zum Sinnbild. Solche Situationen kenne ich, wo mir alles Mögliche um die Ohren saust und ich mich in einem Strudel fühle. Bisweilen kann ich mich von der Lebendigkeit anstecken lassen und das Karussell des Daseins geniessen. Dann wiederum kann es mir zu viel werden, und die Befürchtung macht sich breit, ich könnte im Strudel untergehen. Doch mit hektischen Aktionen mache ich die Sache nicht besser.
Beim meditierenden Betrachten entdecke ich weiter, welch schöne Darstellung der Künstler für das tiefe Geheimnis des christlichen Glaubens gefunden hat. Gott hat das Ganze der Welt nicht einfach nur in Gang gesetzt und dann sich selbst überlassen. Vielmehr hat er sich mitten hineinbegeben, nicht in unberührbarer Allmacht, sondern als ein hilfsbedürftiges Menschenkind.
Gott ist mittendrin, ist mitfühlend dabei. Auch das bedeutet der Gottesname «Ich-bin-da», der Mose offenbart wurde. Das ist zugleich der Kern der Weihnachtsbotschaft, welche uns die Schöpfungskrippe farbenfroh vor Augen führt. Das kleine Kind ist der Mittelpunkt, im Bedürftigen und Unvollkommenen finden wir Gott, hier ist der Ruhepol im Strudel des Seins, der archimedische Punkt, bei dem wir mit Zuversicht ansetzen können für die Veränderung hin zu einem lebensbejahenden Miteinander in Fülle.