Im Team

Wir sind eine Familie, in der viel gespielt wird. Kartenspiele, Würfelspiele, Brettspiele stapeln sich gut geordnet in drei Schränken. Freunde, die zu uns kommen, kommen gewöhnlich zu Spielerunden. Ich mag am Spielen das Gemeinsame, das Verbindende, das Lustige und Gesellige.

Das gemeinsame Spielen hat aber eine Seite, die mir unangenehm ist. Es gibt beim Spielen Gewinner und Verlierer. Vielleicht ist es für die Verlierer gar nicht so schlimm, aber ich bedauere es immer, wenn jemand, der mit mir am Tisch sitzt, verliert, besonders wenn jemand mehrmals verliert.

Zu oft bringt uns Wettbewerb in Stress. Ich sehe es mit Bedauern, wenn Eltern ihre Kinder in die Konkurrenz treiben mit Sätzen wie: «Wer ist zuerst da?», «Schau mal, Deine kleine Schwester hat schon aufgeräumt.». Wenn dann die Kinder nach ein paar Jahren solch vermeintlicher Ansporn- und Motivationssätze im Dauerstreit liegen, heisst es «Warum müsst Ihr immer streiten?» Auch in der Schule gibt es die Konkurrenz als Konzept. Die Kinder müssen in Gruppen gegeneinander antreten, wenn Vokabeln abgefragt werden oder beim Kopfrechnen, obwohl man längst weiss, dass das langfristig keinen Nutzen bringt und am Ende sind immer die gleichen langsam und traurig. Diese Muster ziehen sich durch zu viele Leben.


Nun besitzen wir zwei Spiele, bei denen sich alles um Kooperation dreht. Eines der Spiele heisst sogar «The Crew». Drei bis fünf Spieler mischen die Karten und dann geht es los. Runde um Runde muss man gemeinsam Aufgaben bewältigen, die einem das Spiellogbuch vorgibt. Fünfzig Aufgaben sind es insgesamt. Die Runden werden anspruchsvoller, aber das Team wächst an seinen Aufgaben. Man bekommt Übung beim Bewältigen. Oft scheitert man übrigens. Für eine Aufgabe haben wir in unserem Team elf Anläufe gebraucht, bis wir sie geschafft hatten. Aber das war nicht schlimm. Wir sind nicht alleine gescheitert. Nach einigen Monaten mit vielen Spieleabenden hatten wir alle fünfzig Runden geschafft. Es war etwas ganz anderes als fünfzig Mal alleine ein Kartenspiel zu gewinnen. Es war eine geteilte Freude, eine besondere Erfahrung, ein Grund zum Anstossen.

Es gab keinen Sieger, nur ein Team aus vier Menschen, die etwas geschafft haben, weil sie gelernt haben, gut zu kooperieren.