In der eigenen Sprache

Seit Kurzem haben wir in der Bahnhofkirche ein Übersetzungsgerät, mit dem man sich in 36 verschiedenen Sprachen unterhalten kann. Wir hoffen, dass dadurch einfache Gespräche auch mit Menschen möglich sind, die keine uns bekannte Sprache sprechen.

Ausschnitt aus dem Bild «Turmbau zu Babel» von Pieter Bruegel, dem Älteren (wikimedia).

Auf Verständnis stoßen, sich verstanden fühlen: das hängt nicht nur von der Sprache ab. Die meisten Gespräche in der Bahnhofkirche finden auf Deutsch statt. Aber auch in diesen Gesprächen gibt es immer wieder Missverständnisse.

Wenn jemand sagt: «Wir sprechen dieselbe Sprache.», dann ist damit nicht nur die gleiche Landessprache oder der gleiche Dialekt gemeint, sondern auch eine gemeinsame Vorstellungswelt. In einer Kommunikation bringen alle Teilnehmenden ihr eigenes Universum mit. Wenn zwei dasselbe Wort benutzen, bedeutet das nicht, dass sie damit genau dasselbe meinen.

In der Bahnhofkirche gehört das Ringen um Verstehen zur täglichen Arbeit. Oft muss ich nachfragen, wie etwas gemeint war. Oder ich wiederhole es mit meinen eigenen Worten und frage, ob es – so wie ich es umschrieben habe – für mein Gegenüber ebenfalls zutrifft.

Ich bin dankbar, dass es kluge Köpfe gibt, die mit ihren Erfindungen die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg erleichtern. Aber ein Übersetzungsgerät kann nicht «zwischen den Zeilen» lesen. Es kann die Aufmerksamkeit nicht ersetzen, die ich der Person, die mir gegenübersitzt, entgegenbringen muss, wenn ich sie verstehen will.