In Gottes Bauch
Für die Reihe von Gastbeiträgen unter dem Motto «Gott, wie ich ihn/sie sehe» hat unsere Seelsorgerin Katrin Blome folgenden Beitrag geschrieben:
Als Kind habe ich geglaubt, dass wir Menschen in Gottes Bauch leben. Deshalb hatte ich eigentlich nie Angst, weil ich mich immer beschützt und aufgehoben fühlte. Voller Vertrauen und Leichtigkeit ging ich durch meine Kindheitstage. Je mehr ich jedoch über die Welt gelernt hatte, umso mehr verlor ich diesen Glauben. Donner war für mich kein Magengrummeln Gottes mehr. Regnete es, so wusste ich, dass es nicht Gott war, der etwas getrunken hatte. Und die grosse Frage machte sich in mir breit, warum Gott all dieses schreckliche Unheil zulassen sollte, das überall passierte, wenn wir doch in seinem Bauch lebten. Mit meinem kindlichen Glauben verlor ich schliesslich auch mein grosses Vertrauen und das wärmende Gefühl der Geborgenheit.
Mein Gottesbild rutschte – auch dank Theologiestudium – zunehmend auf Verstandesebene. Ich wollte intellektuell durchdringen, wer oder was und wie Gott ist. Mir wurde wichtig, was andere kluge Menschen über Gott gedacht haben (keiner hatte so infantile «Bauch-Theorien» wie ich!). So staunte ich über Thomas von Aquin, der in Gott den unbewegten Beweger erkannte. Und über Hildegard von Bingen, die Gott als höchste feurige Kraft erfuhr. Dann kam Augustinus in mein Leben und mit ihm der alles verändernde Satz: «Wenn du es verstehst, ist es nicht Gott.»
Das hat mir geholfen, in meiner persönlichen Gottessuche die reine Verstandesebene zu verlassen. Wenn ich nicht verstehen kann, weshalb verlege ich mich nicht wieder aufs Fühlen? So glaube ich inzwischen zwar nicht mehr, dass wir in Gottes Bauch leben, aber ich glaube und fühle, dass mich sein Geist und seine Kraft allzeit umgeben. Ich glaube, dass ich vertrauen darf in ihn, ins Leben, in andere Menschen. Ich glaube – fast wieder in kindlicher Überzeugung -, dass mir bei allem, was mir zustösst, nichts passieren kann. Weil er da ist.