Intrinsisch

Die Ros ist ohn warum;
sie blühet, weil sie blühet.
Sie acht nicht ihrer selbst,
fragt nicht, ob man sie siehet.

                              Angelus Silesius

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In den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es die kuriosesten Gedenktage, und heute begeht man dort den Tag der roten Rose. Sie steht für die romantische Liebe und mit ihren Dornen auch für deren schmerzhafte Seite.

Die Schönheit dieser Blume hat den schlesischen Dichter und Mystiker Johannes Scheffler, der sich Angelus Silesius nannte, zu den oben zitierten Zeilen inspiriert. Er betrachtet die Rose, wie sie aus sich selbst heraus blüht, ohne damit irgendeine Absicht zu verfolgen, wie sie ihre Pracht entfaltet, ohne beeindrucken oder sich selbst wichtig nehmen zu müssen. Sie ist damit ein Vorbild für das, was man bei einem Menschen als «reinen Herzens sein» bezeichnen würde. Im modernen Sprachgebrauch nennt man es «intrinsisch motiviert», von innen heraus bestimmt und nicht von äusseren Faktoren.

In der Bergpredigt lesen wir davon in Form von Ermahnungen: Beim Almosen spenden und beim Beten soll man nicht nach dem Lob der Öffentlichkeit streben, sondern die guten Taten im Verborgenen tun. Modernes Marketing rät heutzutage genau zum Gegenteil: «Tue Gutes und sprich darüber!»

Die Rose des Angelus Silesius regt zur Selbstreflexion an: Was sind meine Beweggründe, etwas zu tun oder zu lassen? Wie stark beeinflusst die Meinung von anderen mein Handeln? Was ist mein höchst eigener Ausdruck, mein einzigartiger Beitrag in der Welt? Intrinsisch bewegt zu sein, schenkt Freiheit uns lässt uns dem näherkommen, wie Gott uns sieht.