Jesus im Beichtstuhl

In der Peterskapelle in Luzern konnte man vergangenes Jahr im Beichtstuhl mit Jesus reden. Dort war nämlich eine Künstliche Intelligenz (KI) installiert, inklusive Bildschirm, auf dem das Gesicht eines bärtigen Mannes zu sehen war – Jesus eben… Die Fragen oder Aussagen der Beichtenden wurden an die KI ChatGPT weitergeleitet, die eine Antwort formulierte, welche die «Jesus-Maschine» dann von sich gab.

Es erstaunte mich, wie stark viele Menschen durch diese Erfahrung und die Antworten des KI-Jesus berührt wurden. Offensichtlich fühlten sie sich verstanden und abgeholt, obwohl deutlich war, dass sie es mit einer Maschine zu tun hatten. Das Projekt war nämlich eine Kunstinstallation mit dem Titel «Deus in machina» (Gott in der Maschine). Nichts wurde verheimlicht.

Wenn eine Maschine sich wie ein Mensch verhält, auf uns reagiert – also zu einem Gegenüber wird – dann macht das offenbar etwas mit uns. Sie wird ein Stück weit zu einem Du.

Das bringt mich zur Frage: Wie unterscheidet sich der KI-Jesus eigentlich vom auferstandenen Christus, an den Christ:innen glauben? Der Auferstandene ist ja auch nicht leiblich unter uns. Er spricht zu uns durch die Worte der Bibel, im Gebet, durch die Feier des Gottesdienstes, in Abendmahl / Eucharistie. Oder durch Erfahrungen in unserem Leben. Nach christlichem Verständnis ist dies so, weil in alldem der Heilige Geist wirkt. Im Geist teilt sich uns Christus mit.

Aber könnte dann der Heilige Geist nicht auch in unseren Begegnungen mit einem KI-Jesus wirken und uns den Auferstandenen vermitteln? Wenn wir durch eine KI berührt werden, kann das eine Glaubenserfahrung sein?

Die rasanten technologischen Entwicklungen fordern uns heraus. Auch im Glauben!

Abb: Marco Schmid, Philipp Haslbauer, Aljosa Smolic, Deus in machina, Detailansicht, Peterskapelle, Luzern. Foto: Peter Diem