Kirche ist keine Monokultur
Ein Jahr meines Theologiestudiums habe ich an der Universität Nairobi in Kenya absolviert. In dieser Zeit habe ich Gottesdienste verschiedenster Kirchen besucht, unter anderem auch von den vielen unabhängigen Kirchen, die sich in einer Emanzipationsbewegung von den europäischen Missionen getrennt hatten. In ihnen wurde meist in einer kenyanischen Lokalsprache gefeiert. Und die Gründer:innen hatten manchmal eigene, für die Betroffenen stimmige Riten entwickelt. So bildete die Kirchenlandschaft in Nairobi zu einem guten Teil die Vielfalt der Menschen in Kenya ab. Zugleich zeigte sich darin auch, dass das Christentum im Land nichts mehr nur Fremdes war, das den Menschen durch Missionar:innen im Rahmen der kolonialen Besetzung aufgezwungen wurde. Vielmehr war man auf gutem Weg, ein authentisches, afrikanisches Christentum zu entwickeln.
Warum erzähle ich Ihnen das?
Heute feiern grosse Teile der Christenheit das Fest der «Darstellung des Herrn». Biblischer Hintergrund ist die Erzählung im Lukasevangelium, wie das Jesuskind 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel in Jerusalem gebracht wird. Unvermittelt tritt der betagte Simeon hinzu und beginnt, Gott zu loben. Unter anderem singt er: «Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor den Augen aller Völker bereitet hast, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.“
Da wird ganz am Anfang des Evangeliums schon ausgedrückt, dass der Jude Jesus, der sich mit seiner Botschaft in erster Linie an sein Volk Israel richtet, das göttliche Licht ist, das weit über die Grenzen Israels wirken wird. Die Botschaft Jesu kann in jeder Sprache und in den Ausdrucksformen aller Kulturen heimisch werden. Sie bildet keine Monokultur, sondern ist auf Vielfalt angelegt.
Abb: Kirche in Afrika. Foto: malucmw, pixabay. https://pixabay.com/de/photos/kirche-afrika-kind-schwarz-armut-737988/