kreuzentschwebung
An Ostern haben die Christ:innen die Auferstehung Jesu gefeiert. Jesus sei aus dem Grab auferweckt worden, habe den Tod überwunden. Dieser habe damit auch für die Glaubenden seine Endgültigkeit verloren. So wird Ostern gemeinhin gedeutet.
In unserer Erfahrungswelt sind solche Aussagen schwer zu vermitteln. In welchem Sinne kann wahr sein, was sich jeder Erfahrung entzieht? Aber offensichtlich ist da eine Wandlung geschehen, aus der die Anhänger:innen Jesu eine enorme Kraft entwickelt haben: Aus dem kleinen Kreis traumatisierter Menschen ist eine lebendige Bewegung Hoffender geworden. Wie dies genau geschehen ist, scheint sich unseren Verstehensmöglichkeiten zu entziehen. Im Folgenden ein Versuch, diesen Wandel vom todbringenden Kreuz zu etwas Neuem und Anderem in eine eigene sprachliche Form zu bringen.
kreuzentschwebung
und hob sich ab
das kreuz
stieg auf
vom grund
und schwebte er
mit seinen ausgebreiteten
armen
gehalten vom holz
und nahm sie mit sich
die beiden
und lösten sich
vom schweren
und sahen von weit
die schädelstätte
da unten
die wächter
mit lanzen und essig
und ihrem würfelspiel
zogen ihre bahn
über dem tempel
die betenden
geschwister
im bann
der erdkraft
und segelten
übers meer
die inseln
das alte athen
den stiefel
die stadt
der beherrscher
so zart
von da oben
und trug
das kreuz
das leichte
der schwebebalken
ihn
Abb: Romanische Kreuzigungsgruppe, 12. Jh, Basilika Seckau, Österreich. Foto: Dnalor 01, 2014, Wikimedia Commons