Last-Minute-Buch und Luxemburgerli

In der Reihe «Im HB erlebt» berichten Mitarbeitende aus Betrieben am Hauptbahnhof Zürich. Dem folgenden Text liegt ein Gespräch vom 23. September mit John Heidkamp, dem Filialleiter der Buchhandlung Barth, zugrunde.

Ein Buch kann vieles sein, Unterhaltung und Ablenkung für die Einen, Rat und Hilfe für Andere, besonders aus der immer gut besuchten Abteilung «Besser Leben», und manchmal wird ein Buch sogar zum Gesprächsgegenüber, mit dem sich Menschen nicht mehr so alleine fühlen. Im Laden längere Gespräche mit Besuchenden zu führen ist während des Geschäftsalltags allerdings höchst selten möglich.

John Heidkamp, Filialleiter der Buchhandlung Barth am HB Zürich

Die Vielfalt am HB findet sich wieder bei den Leuten, welche die Buchhandlung betreten. Es gibt Begegnungen, die herausfordern, etwa wenn Menschen die Buchhandlung über längere Zeit als Wartesaal brauchen wollen, wenn politische oder religiöse Titel in der Auslage Besuchende so provozieren, dass sie laut und aggressiv werden, und als neulich ein stark alkoholisierter Mann im Laden zusammenbrach.

Die Filiale am Hauptbahnhof ist mehr als andere eine Last-Minute-Buchhandlung. Immer wieder gibt es Anrufe im Stil: «Ich brauche noch ein Geschenk für die Oma. Bitte packen sie jenes Buch ein. Ich komme es in zehn Minuten abholen und muss dann gleich weiter zur Feier.» Im Buchladen arbeiten deshalb Mitarbeitende, die auf Zack sind und auch in hektischen Momenten die Ruhe bewahren können.

Zu den erfreulichen Erlebnissen gehört es, wenn Besuchende ihre Dankbarkeit ausdrücken, etwa für Dienstleistungen zu solchen Zeiten, in denen andere Geschäfte bereits geschlossen haben. Einmal kam eine langjährige Kundin und brachte eine grosse Packung Luxemburgerli. Sie erzählte von ihrem 90. Geburtstag und wollte die Mitarbeitenden der Filiale an ihrer Freude teilhaben lassen. Es war berührend und tat gut zu erleben, wie sie mit dieser Geste die Mitarbeitenden nicht bloss als Verkaufspersonal wahrnahm, sondern auch als Menschen.