Lebendig

Das Fest der Auferstehung, der Sieg des Lebens über den Tod und der Liebe über den Hass, all das lässt sich von Ostern sagen. Die christlichen Gemeinschaften werden nicht müde, dieses Geheimnis mit Freude und Jubel zu feiern. Was es wohl bedeutet hat, Ostern unmittelbar zu erleben? Ein Lied von Lothar Zenetti kann uns manchen Gedankenanstoss dazu geben.

Seht, der Stein ist weggerückt,
nicht mehr, wo er war
nichts ist mehr am alten Platz,
nichts ist, wo es war.

Seht das Grab ist nicht mehr Grab,
tot ist nicht mehr tot.
Ende ist nicht Ende mehr,
nichts ist, wie es war.

Seht der Herr erstand vom Tod,
sucht ihn nicht mehr hier,
geht mit ihm in alle Welt,
er geht euch voraus.

Nicht Jubel, sondern Verwirrung und Ratlosigkeit waren das Erste, was das Osterereignis hervorrief. Vermeintliche Gewissheiten lösten sich auf. Zurück blieb eine Leerstelle. Der alte Bezugsrahmen war zerbrochen, was geschah liess sich noch nicht einordnen.

Ostern wäre nicht Ostern, wenn es dabei geblieben wäre. Mit dem Erleben des Unbegreiflichen erscheint eine Ahnung: dass da mehr ist hinter dem, was wir uns in Gedanken so zurechtgelegt haben, dass sich in der Tiefe dieser Leerstelle eine neue Quelle auftut. Im Zulassen des Nichtwissens entsteht Raum für das Staunen. Es macht lebendig und drängt zum Aufbruch. Solche Ostererfahrungen wünsche ich Ihnen in Ihrem persönlichen Leben.

Das Lied steht im Katholischen Gesangbuch bei Nr. 442. Das Foto hat TC Perch auf Pixabay veröffentlicht.