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Der Orden der Zisterzienser entstand im 11. Jahrhundert aus einer Rückbesinnung auf die Lehren des Benedikt von Nursia, dem Begründer des Benediktinerordens. Dieser hatte sich im Laufe der Jahrhunderte durch zunehmenden Reichtum und Einfluss von seinen Idealen entfernt. Die Zisterzienser kehrten zurück zu Einfachheit, Gebet und Arbeit. Sie bauten ihr Klöster in abgelegenen Gegenden, abgeschieden von der Welt. Die Einfachheit zeigte sich auch im Bau der Kirchen: Schlichte, schnörkellose Räume ohne kostbare Ausstattung. Nichts sollte vom Gebet und der Liturgie ablenken.

Ca. 450 Jahre später sollte in der Reformation ein viel gewaltigerer Sturm durch die Kirchenräume fegen: Bildnisse, Statuen, Altäre wurden herausgerissen. Auch hier war das Anliegen die Rückkehr zur Einfachheit. In diesem Falle: Das Hören auf das Wort der Bibel und dessen Auslegung durch die Predigt.

Nochmal später, im Zeitalter des Barock, gab es dann wieder einen Ausschlag in die andere Richtung: Es dominierten üppige Raumausgestaltungen mit immensem Bilderreichtum, einer Vielfalt von Formen und Farben.

Und wer heute Kirchen betritt, die in den letzten knapp 100 Jahren gebaut wurden, staunt über die klaren Formen, die Konzentration auf den Bau, eine Sparsamkeit beim Schmuck.

Es ist schon bemerkenswert, wie in der Geschichte der Kirche immer wieder diese Bewegung hin zur Leere eintritt. Als ob der Glaube von Zeit zu Zeit ausmisten müsste!

Ist es vielleicht so, dass er regelmässig mit seinen Ausdrucksformen, Traditionen und seiner Bildsprache aufräumen muss, damit er in der Leere zu neuen Formen, neuer Gestalt finden kann?

Abb: Abbaye de Fontenay, Innenansicht der Kirche, Frankreich. Foto: Jean-Christophe Benoiste. Wikimedia Commons