Leonardo in der Lichthalle
Noch bis zum 20. Oktober nimmt in der Lichthalle Maag in Zürich eine aufwendig gestaltete Multimediashow die Besucher:innen mit auf eine Reise durch das Leben des Universalgenies Leonardo da Vinci (1452-1519). Die Ausstellung zeigt zahlreiche Nachbildungen seiner technischen Geniestreiche sowie sämtliche Bilder, die ihm zugeschrieben werden können, darunter auch das berühmte «Abendmahl», das im Original als Secco an der Wand des Speisesaals des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Milano zu bewundern ist. Die Ausmaße dort sind mit 460 x 880 cm gewaltig, Ausstrahlung und Wirkkraft wie von einem andern Stern.
Was macht dieses Bild zu einem der größten Kunstschätze der Menschheit? Zunächst einmal: Das Abendmahl ist zusammen mit der Taufe seit Anbeginn der Begründerritus der christlichen Gemeinde. Er feiert die Teilhabe und Zugehörigkeit zur Glaubens-Communio. Das verleiht dem letzten Mahl ein besonderes liturgisches Gewicht.
In seiner Darstellung revolutionierte Leonardo die bis anhin gängige Behandlung des Motivs. Hier sitzt Judas (4.v.l.) zwischen den Aposteln und nicht wie sonst üblich, ihnen gegenüber, isoliert, dem Betrachter den Rücken zugekehrt, mit einem auf der Schulter hockenden Teufel als Zeichen des Verräters. Leonardo nimmt Bezug auf Joh 13:26, wo Jesus auf die Frage, wer denn den Verrat begehen werde, antwortete: «Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde.» Indem der Künstler Judas zwischen die Jünger setzte, ermöglichte er die hoch dramatischen emotionalen Reaktionen der Jünger auf die die Runde beherrschende Frage: »Bin ich es etwa, Herr?» (Mt 26,22)
Die Einsetzung des Abendmahls und die Ankündigung des Verrats verknüpft Leonardo mit bedeutungsvollen Gesten Jesu: Mit der Linken bietet er das Brot dar, mit der Rechten weist er zum Teller, nach dem auch Judas greift. Die kompositorische Mitte des Gemäldes bildet der als einziger ganz im Licht weilende Meister. Der Fluchtpunkt aller perspektivischen Linien liegt bedeutungsvoll genau auf der Schläfe Jesu. Sein Blick ruht auf der linken Handfläche, so, als wollte er durch sie sprechen: «Nun denn, Herr, dein Wille geschehe.“
Bildquelle: wikipedia