Liebesbeweis
«Ich möchte der Grösste sein.» Das sagte einst der katholische Ordenspriester Maximilian Kolbe. Und weiter: «Aber worin? In der Liebe zu den Menschen und in der Liebe zu Gott!» Heute vor 82 Jahren wurde er im KZ Auschwitz hingerichtet.
Mit seinem gewaltsamen Tod erbrachte er den grössten Liebesbeweis, den Menschen einander machen können: Er bewahrte einen anderen Mann, den Familienvater Franciszek Gajowniczek, vor dem sicheren Tod und gab für ihn sein Leben hin. Willkürlich waren zuvor Häftlinge auserwählt worden, den Hungertod zu sterben, weil ein anderer Häftling mutmasslich geflohen war. Franciszek Gajowniczek war einer davon und brach in lautes Klagen aus. Was soll aus seinen Söhnen und seiner Frau werden? Maximilian Kolbe bat die Verantwortlichen darum, an die Stelle des Familienvaters treten zu dürfen. Diese willigten ein und der Ordensmann wurde gemeinsam mit neun anderen Häftlingen in einen Bunker geworfen, wo die Männer verhungern sollten. Kolbe stand seinen Mitgefangenen in den schlimmsten Stunden bei und überlebte, genau wie drei andere, 14 Tage in der Bunkerhaft. Die Führer des Häftlingslagers veranlassten schliesslich die Tötung der Übriggebliebenen. Am 14. August wurden alle mit der Todesspritze hingerichtet.
Maximilian Kolbe setzte mit seinem Liebesbeweis in einer Zeit des gewissenlosen Grauens und der erschütternden Unmenschlichkeit ein strahlendes Zeichen. Getragen von seinem Glauben an Gott konnte er das erfüllen, wovon er zuvor gesprochen hatte: Der Grösste zu sein. Die Grösse Kolbes geht nicht mit Macht einher, sondern mit Demut. Weil seine Grösse Liebe ist.