Lieblingsmensch

Vorgestern entdeckte ich auf Youtube ein kleines Video, das mir im Herzen Freude gemacht hat. Dort hat ein Lehrer vorne im Klassenzimmer eine Kartonschachtel auf einen Stuhl gestellt und zu seinen Schülerinnen und Schülern gesagt, dass darin ein Bild von demjenigen Klassenmitglied liege, welches ihm am liebsten sei. Nun sollen die Kinder einzeln nach vorne kommen und in den Karton hineinschauen ohne etwas zu verraten.

Man sieht nun einen nach der anderen zur Schachtel kommen und vorsichtig hineinspähen. Und jedes Mal verwandelt sich das Gesicht in ein erstauntes und freudiges Lächeln, als sie zurück zu ihrem Platz gehen. Am Schluss kommt ein Schüler in einem Rollstuhl. Der Lehrer hilft ihm und hält ihm den Karton in. Nun sehen wir, dass auf dem Boden der Schachtel ein Spiegel platziert ist, worin uns das Gesicht des Schülers entgegenstrahlt.

Dieses kurze Video berührt mich, denn ich finde darin zugleich ein schönes Bild für die Liebe Gottes zu uns. Wenn jemand sagt: «Gott liebt jeden Menschen», dann hinterlässt das in mir nicht selten ein schales Gefühl. Es ist so schnell gesagt und kommt mir manchmal vor wie ein billiger Trost.

Der Lehrer im Film kennt seine Schüler*innen mit ihren Stärken und Schwächen, mit ihren individuellen Freuden und Sorgen. Mit Hilfe des Spiegels im Pappkarton will er jedem und jeder in seiner Klasse klar machen: «Ich sehe dich und mag dich so, wie du bist. Es ist schön, dass du bei uns bist!»

Ebenso macht es Gott: Er hält mir den Spiegel hin, nicht um mich zu blamieren oder zu verurteilen. Er sagt mir damit: «Schau hin, hier siehst du meinen Lieblingsmenschen.»

Video auf www.youtube.com/watch?v=KxvEE6zm7eg