Lücke
Weihnachten ist abgebaut. Zuerst waren die Dosen mit den Vanillekipferln leer. Dann sind die Gäste abreist. Die Geschenke wurden eingeräumt. Der Schmuck unseres Christbaumes liegt in seinen Schachteln im Keller, genauso wie die Lichterketten. Der Baum selber wartet vor dem Haus auf die Abfuhr. Ein paar Nadeln liegen noch unter dem Tisch auf dem er stand. Der Tisch selbst wirkt leer.
Die Erwartung und Vorfreude, die weihnachtliche Festlichkeit sind ausgezogen. Für mich fühlt es sich an, als sei vorher Fülle dagewesen, gewiss auch Arbeit, aber eine frohe und mit Sinn gefüllte Zeit. Und nun? Nichts. Es ist eine Lücke da. Ich fühle mich mit der Lücke unbehaglich. Meistens stelle ich auf den leeren Tisch einen grossen Tulpenstrauss, der die Lücke, die der Baum hinterlassen hat, optisch füllt, damit ich sie weder spüre noch sehe.
Andererseits habe ich in meinem Bücherschrank bewusst eine Lücke gelassen. Ich habe vor Jahren ein Lieblingsbuch verliehen. Ich weiss nicht mehr wem. Die Lücke lasse ich in der Hoffnung, dass es die Person, der ich es gegeben habe, doch einmal in die Hand nimmt, darin meinem Namen liest und es mir zurückbringt.
Jede Lücke verursacht Schmerz und erinnert an das, was fehlt. Wir Christen haben eine Lücke. Seit die ersten Christen erlebt haben, dass Jesus in den Himmel aufgefahren ist, fehlt er uns. Wir wissen, dass Christus «ist» und spüren gleichzeitig, dass er fehlt. Jedes christliche Symbol ist gleichzeitig ein Zeichen für die Lücke und für sein «Sein».
Füllen kann diese Lücke nur Christus selbst.