Maria – selbstbewusst und sündig?
Am Anfang des Lukasevangeliums ist zu lesen, wie der Engel Gabriel der Maria verkündigt, sie werde schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sie den Namen Jesus geben soll. Dieser werde auch „Sohn Gottes“ genannt werden.
Hier sehen wir eine neuere Darstellung dieser Begebenheit von dem deutschen Künstler Jo Karl Huber:
Ein verschmitzt-vergnügter dunkelhäutiger Engel – ein „Angel of Color“ – scheint Maria mit grossem Stolz zu segnen. Und eine selbstbewusste Maria nimmt den Segen mit erhobenem Haupt, gerade, mit offenen Händen entgegen.
Warum auch sollten Gottes Engel weiss sein?
Wieso sollte Gabriel nicht vergnügt sein, wenn er das Heilvolle und Heilsame Gottes verkündet?
Weshalb denken wir oft, Maria sollte erschrocken, überfordert und unterwürfig ergeben gewesen sein? Warum sollte sich Gott keine selbstbewusste und starke Mutter für seinen Sohn ausgesucht haben?
Und – da heute in der katholischen Kirche die unbefleckte Empfängnis Mariens gefeiert wird, sei mir diese kritische reformierte Anfrage erlaubt – aus welchem Grund sollte ausgerechnet Maria von Sünde befreit sein, wenn Gott sich in seiner Menschwerdung doch den Menschen gerade in ihrer Schuldhaftigkeit zuwendet und sie als Verstrickte, Scheiternde annimmt? Könnte Maria nicht gerade die erste Sünderin sein, der dieses Heil geschenkt wird?
Abb: Jo Karl Huber, Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria, Mosaik, 1947, Kirche St. Peter und Paul, Weil der Stadt (De), Marienkapelle. Quelle: https://www.kirchen-online.com/content/___-in-bad_-wuertt_/weil-der-stadt-_-st_-peter-und-paul.html