Maske und Haut

Kennen Sie Schmudo? Nein, das ist kein Verwandter von Udo. Es ist das Innerschweizer Schrägwort für den heutigen Tag, den „Schmutzigen Donnerstag“. Mit Namen wie „Urknall“ oder „Chesslete“ erfolgte heute früh Punkt 5 Uhr der Startschuss in die närrischste aller Wochen. Bis kommenden Mittwoch ist es nun offiziell erlaubt, eine andere oder ein anderer zu sein, aus der eigenen Haut heraus in eine fremde zu steigen, hineinzuschlüpfen in eine Rolle, Maske, Person oder ein Wesen, das wir immer schon gerne mal gewesen wären.

Verbirgt sich hinter dem närrisch-neckischen Versteckenspiel nicht auch die ernsthaftere Frage nach der eigenen Identität? Ja, wer bin ich nun eigentlich? Und wenn ja, wie viele? Entlarvt die Fasnachtslarve am Ende mehr von mir als mein Alltagsgesicht? Zeigen wir möglicherweise mehr von uns im Verstecken und Verbergen? Doch wer bin ich dann ohne die Maske? Und was erst, wenn die Maske, die ich trage, mit der Zeit zur zweiten Haut geworden ist? Ein verwirrendes Suchspiel, nicht wahr?

Wer ehrlich zu sich ist, weiß, dass sich hinter unserer Alltagsmaskierung manchmal eine ganz andere Person verbirgt: Da macht uns jemand vor, glücklich zu sein – doch dahinter finden wir einen unglücklichen, verhärmten Menschen. Da tut jemand so, als wäre er frei – in Wirklichkeit ist er eine Marionette, ein Abziehbild, abhängig von Mode, Meinung und Trend. Da gibt sich jemand stark und mächtig – doch tritt er von der Bühne, fühlt er sich nichtig und klein. Da spielt jemand den Clown – dahinter ist er schwermütig und depressiv. Da spielt jemand den Helden, dabei schütteln ihn Selbstzweifel und Angst…  Bleibt die Frage: Weshalb tun wir uns so schwer damit, uns selbst zu sein, uns so zu bejahen, wie wir wirklich sind?

Nehmen wir die an Aschermittwoch anbrechende 40-tägige Fastenzeit doch zum Anlass, über diese Frage nachzudenken, in den eigenen inneren Spiegel zu schauen, um darin vielleicht unser ungeschminktes Gesicht, unsere innerste Wahrheit und Bestimmung zu entdecken. Jesus jedenfalls weiss: „Allein die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh 8,32

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