Mein Gleichnis
«Mit dem Reich Gottes verhält es sich wie mit einer Frau und ihrem Garten. Sie rechte und steckte Samen in die Erde, sie goss und jätete.
Als die Zeit der Ernte kam, hingen die Pflanzen voller Früchte. Und sie merkte, dass sie Früchte im Überfluss hatte und sie gar nicht alles nach Hause tragen konnte. Und so nahm sie Frucht um Frucht, je eine, und gab davon den anderen Gärtnern und sagte: Für Dich.»
Rainer Oberthür ist Dozent für Religionspädagogik. Er vermittelt Kindern Zugang zum christlichen Glauben, indem er sie Texte schreiben lässt, die aus der Bibel stammen könnten.
Der Text zu der Frau und dem Garten steht so nicht in der Bibel. Das wissen Sie vermutlich. Ich bin kein Kind, aber was ich mit der freundlichen Mitgärtnerin in unserem Schrebergartenareal erlebt habe, hat mich dazu inspiriert, meinen eigenen Reich Gottes Text zu schreiben, der sich an der Bibel orientiert, der aber Erlebnisse aus meiner Erfahrungswelt aufgreift.
Man kann die 2000 Jahre hin zu der Zeit, in der Jesus Bilder zum Reich Gottes formuliert hat, rückwärts blickend und deutend überwinden. Was Jesus gemeint hat, wird dann aus den damaligen Lebensumständen, aus der Geschichte verständlich. Das Reich Gottes verliert damit an Präsenz.
Die Begegnung im Garten mit einer Mitgärtnerin, die ich kaum kenne, und die zu mir gesagt hat: «Für Dich» hat für mich die 2000 Jahre in grösster Unmittelbarkeit in die andere Richtung überwunden.