Mit dem Teufel in der Wüste

Die Fastenzeit, die jetzt begonnen hat, dient den Christ:innen unter anderem  als Zeit der Selbstbesinnung: Wer bin ich? Wer bin ich vor Gott?

Laut den Evangelien hat auch Jesus während 40 Tagen in der Wüste gefastet. Bezeichnenderweise geschah dies ganz am Anfang seines Weges als Messias. Davor erfahren wir, dass er sich am Jordan hat taufen lassen und die Stimme Gottes ihn als seinen geliebten Sohn bezeichnet. Man kann also sagen: Jesus ist als Sohn Gottes bestätigt und nun bereit, öffentlich zu wirken. Der Rückzug ins Fasten in der Wüste dient der letzten Selbstbesinnung: Wer ist er vor Gott, wenn er „Sohn Gottes“ ist?

Der Bibeltext erzählt von Versuchungen durch den Teufel. Dieser fordert Jesus auf, wenn er doch Sohn Gottes sei und nun Hunger habe, Steine in Brot zu verwandeln. Oder sich von der Zinne des Tempels in Jerusalem zu stürzen, da Gottes Engel ihn gewiss tragen werden. Zuletzt verspricht der Teufel ihm Macht über alle Reiche der Welt, wenn er sich ihm, dem Teufel, unterwirft.

Jesus verwahrt sich gegen diese Angebote und verweist dabei auf Gott: Der Mensch lebe nicht vom Brot allein, sondern vom Wort Gottes, der Mensch solle Gottes Macht  nicht auf die Probe stellen, er solle allein Gott dienen und anbeten.

Wer ist Jesus vor Gott, wenn er „Sohn Gottes“ ist? Einer, dem es nicht um sich selbst, nicht um seinen Einfluss oder seine Macht geht, sondern der aus der Beziehung zu Gott heraus lebt und sein Wirken aus dieser Beziehung gewinnt – nicht aus sich selbst.

Wer bin ich? Wer bin ich vor Gott?
Was heisst es, als Christ:in mich selbst zu sein und doch aus einer Beziehung zu Gott heraus zu leben?

Abb: Die Versuchung Christi, Mosaik, Markusdom, Venedig, 13. Jh.
Quelle: Wikimedia Commons. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Temptations_of_Christ_(San_Marco).jpg