Mittendrin

Die Kapelle im HB Zürich, die wir auch «Raum der Stille» nennen, ist ein geschätztes und wichtiges Angebot der Bahnhofkirche. Menschen kommen hierher, um zwischen dem Umsteigen oder aus dem Getümmel am Hauptbahnhof heraus etwas Ruhe zu finden, um zu beten und manchmal um sich selbst und dem Göttlichen ein wenig näher zu kommen. Er steht Menschen jeglicher religiöser Prägung offen und ist eher zurückhaltend ausgestattet.

An Pfingsten 2021 konnte die Bahnhofkirche ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern, unter anderem mit einer Kunstinstallation, die für rund drei Monate im Raum der Stille zu sehen war. Auch im darauffolgenden Jahr beherbergte die Kapelle wieder ein Werk, und dieses Jahr kann sie die Skulptur «Und mittendrin ist Licht» des Künstlers Adrian Bütikofer präsentieren. Es wird bis 25. August bleiben, und heute ist Vernissage.

Aus einem einzigen Stück Eschenholz wurde das Werk geschnitten, dann abgeflammt und rot eingefärbt. Es passt aus meiner Sicht gut in den Raum der Stille. Ja, es hat diese in alle Richtung auseinanderstrebenden Bögen. Zugleich sind da drei Ellipsen und ein kleiner Hohlkörper in der Mitte, aus dem es sanft golden herausleuchtet.

Ausschnitt der Skulptur «Und mittendrin ist Licht»

In diesem Kunstwerk finde ich meine Alltagsrealität und auch eine tiefe Sehnsucht wieder. Tagtäglich begegne ich unterschiedlichen Herausforderungen und manchmal reissen mich die Kräfte schier auseinander. In solchen Momenten sehne ich mich besonders nach Zentrierung, Ruhe und nach einen Ort in meinem Inneren, dem alle Schwierigkeiten nichts anhaben können: ein Licht mittendrin, das mir versichert: «Es ist gut, wie es ist.» Die Skulptur lädt in der kommenden Zeit dazu ein, sich auf dieses Urvertrauen zu besinnen.