Momente der Versöhnung

Im Jahr 1988 hatte ich Gelegenheit, als Freiwilliger einen von mehreren Lastwagen mit Hilfsgütern nach Polen zu begleiten. Wolldecken und -jacken, medizinische Hilfsmittel wie Rollstühle und verschiedene haltbare Lebensmittel transportierten wir. Sie kamen Menschen zugute, welche in Konzentrationslagern und Ghettos die unmenschliche Behandlung durch die Nationalsozialisten überlebt hatten. Der Transport führte mich hinter den noch bestehenden eisernen Vorhang an verschiedene Orte im Süden Polens, wo Helfer die Güter entgegennahmen, bis hin zur Stadt Przemyśl an der russischen Grenze. Daneben wurden wir zu den Konzentrationslagern in Oświęcim (Auschwitz) geführt und besuchten die Altstadt von Krakau und den Wallfahrtsort Częstochowa (Tschenstochau).

Block 11 in Auschwitz-Birkenau, wo Pater Kolbe 1941 starb. Quelle: Pixabay

Organisiert wurden die Hilfstransporte vom Maximilian-Kolbe-Werk als Zeichen der Versöhnung. Benannt ist es nach dem polnischen Franziskanerpater, den die Schergen Hitlers 1941 in Auschwitz-Birkenau umgebrachten. Er wurde inhaftiert, weil er viele jüdische und andere Flüchtlinge versteckt hatte. Im KZ wurden nach dem Ausbruch eines Häftlings willkürlich zehn andere mit dem Hungertod bestraft. Maximilian Kolbe meldete sich als Ersatz für einen jungen Familienvater und starb schliesslich durch eine Giftspritze. Heiliggesprochen wurde Maximilian Kolbe auf den Tag genau vor vierzig Jahren.

Dieser mutige Franziskaner steht für Menschlichkeit in einem menschenverachtenden Umfeld, also wählte ihn das Hilfswerk zu ihrem Patron. Auf meiner Reise wurde ich immer freundlich aufgenommen, erlebte die Gastfreundschaft der polnischen Helfenden und die Dankbarkeit der Empfangenden und durfte Anteil haben an diesen Momenten der Versöhnung.