Musikmonat Mai
Wer im Mai hinhört, hört die Natur singen. Bis in die Nacht hinein klingt es vor unserem Fenster: Quakende Frösche und ein Waldkauz, der sein Hu hu ruft, zirpende Grillen und – ich weiss es aus Erfahrung – bald auch bellende Jungfüchse und Rufe der jungen Eulen. Martin Luther hat sich getraut zum Ausdruck zu bringen, wie es ihm im Mai ums Herz war: Es ist einem zum Singen, zum Mitsingen, zum Einstimmen. Bei Luther ist der freudige Gesang ein Lob für den Schöpfer, der die singende Natur und die Musik, mit der man ihn loben kann, geschaffen hat.
Die beste Zeit im Jahr ist Mai‘n,
da singen alle Vögelein,
Himmel und Erden ist der‘ voll,
viel gut Gesang da lautet wohl.
Voran die liebe Nachtigall
macht alles fröhlich überall
mit ihrem lieblichen Gesang,
des muss sie haben immer Dank.
Vielmehr der liebe Herre Gott,
der sie also geschaffen hat,
zu sein die rechte Sängerin,
der Musika ein Meisterin.
Dem singt und springt sie Tag und Nacht,
seins Lobes sie nicht müde macht:
Den ehrt und lobt auch mein Gesang
und sagt ihm einen ewgen Dank.
Martin Luther