Nachbar
Haben Sie Glück mit Ihren Nachbarn? Ja? Dann ergeht es Ihnen besser als rund 64 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer. Eine Comparis-Umfrage ergab, dass zwei Drittel der Befragten immer wieder von den Menschen nebenan genervt sind. Und bei 32 Prozent hat es sogar schon einmal einen handfesten Streit in der Nachbarschaft gegeben. Kein neues Phänomen. Schon Schiller wusste: «Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.»
Und dabei ist das nachbarschaftliche Verhältnis total wichtig, um glücklich und zufrieden leben zu können. Nachbarschaft verbindet Menschen – gewollt oder ungewollt – miteinander. Und sie ist eine ganz besondere Form der sozialen Interaktion. Nachbarschaftsbeziehungen pendeln irgendwo zwischen sozialer Kontrolle («Ihr wart gestern Abend viel zu laut!») und sozialer Unterstützung («Klar kannst du den Rasenmäher ausleihen.»). Wer sich gut in der Nachbarschaft aufgehoben fühlt, also hauptsächlich von der gegenseitigen Unterstützung profitiert, zeigt einer Studie zufolge eine höhere Lebenszufriedenheit und eine niedrige Wahrscheinlichkeit eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen. Es lohnt sich also, um ein gutes Verhältnis besorgt zu sein, denn irgendwie gilt auch noch heute, was schon im Alten Testament steht: «Besser ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne.» (Spr 27,10)
Jetzt gerade, wo viele Menschen verreist sind, hat die nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft wieder Hochkonjunktur: Pflanzen giessen, Katze füttern, Briefkasten leeren… Vielleicht finden wir ja auch noch andere Möglichkeiten für ein gutes Klima im Quartier zu sorgen, damit unsere Nachbarn die eingangs gestellte Frage mit einem überzeugten «Ja» beantworten können.