Nah

Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter Euch.

Lukas 7, 28

Diese Bibelstelle erschließt sich nicht einfach. Wahrscheinlich wurde nachgedacht, was Jesus damit meint, seit er diesen Satz gesagt hat. Jesus hätte weniger rätselhaft sprechen können. Dann hätten wir weniger darüber nachdenken müssen, inwiefern das Reich nahe herbeigekommen ist (Mk1,15) oder wie es unter uns ist. Ich habe die Theorie, dass die Bibel an vielen Punkten bewusst nicht eindeutig ist. So bleiben wir im Gespräch und nähern uns in jeder Generation neu an die alten Texte an.

Ein Fischerboot am Ufer der Schlei. Bild: Wikimedia

Wir haben gerade eine Woche Urlaub an der Schlei gemacht. Die Schlei ist ein Meeresarm im Norden Deutschlands, manche sagen auch ein Fjord, eine Föhrde. Die Schlei ist nicht die Ostsee, aber man spürt in jedem Moment, dass das Meer nah ist. Das Wasser der Schlei ist kein Süßwasser, aber auch nicht so salzhaltig, wie ein Meer.
In der Schlei kann man Heringe angeln. In den Fischbuden an den Häfen der Schlei gibt es Krabbenbrötchen, Möwen fliegen und kreischen, die Luft riecht nach Salz und prachtvolle Schiffe mit großen Masten stehen an ihrem Anleger und erzählen von vielen Seemeilen.
Es ist ein maritimes Flair, aber es ist (noch) nicht das Meer. Man kann von der Stadt Kappeln her eine Schifffahrt dorthin machen, wo die Schlei in die Ostsee mündet. Dann sieht man, dass das Meer noch mehr ist, mehr Weite, Unendlichkeit.
Das Meer ist an der Schlei präsent und doch nicht da, aber jeder weiß unmittelbar, dass es Anzeichen des nahen Meers gibt.

«Kommt behütet nach Hause», sagt ein Freund vor der Heimreise und das Reich Gottes ist genauso nah wie die Ostsee.