Narrenzeugs

Heute um 11.11 Uhr beginnt die Fasnachtssaison, die Zeit der Narren. Grund genug, sich mit uns Obernärr:innen zu beschäftigen, uns Christ:innen.

Im ersten Brief an die Korinther schreibt der Apostel Paulus:

„[Wir] verkündigen Christus den Gekreuzigten – für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit, für die aber, die berufen sind, Juden wie Griechen, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“

Dass die Christ:innen dem grausamen Foltertod ihres Messias einen Sinn abgewinnen können und ihn gar als Heilsereignis feiern, sorgt bis heute für Unverständnis. Eine Torheit, eine Narretei!

Und tatsächlich zeigt die Geschichte der Deutungen dieses Todes, dass die Sinnfindung alles andere als selbstverständlich war und man eigentlich nur immer wieder über dieses Kreuz stolpern kann. Die mittelalterliche Vorstellung etwa, dass durch die Sünden der Menschen Gottes Ehre so stark verletzt worden sei, dass diese nur durch die Ermordung seines sündlosen Sohnes wiederhergestellt werden konnte – und uns damit die Sünden vergeben sind – wirkt heute für die meisten sehr befremdlich.

Das Kreuz stellt sich uns in den Weg. Es ist sperrig. Und doch spüren Christ:innen in ihm „Gottes Kraft und Gottes Weisheit“. Das hat damit zu tun, dass es mit dem Kreuz nicht vorbei war, dass diese Geschichte mit Jesus weiterging – bis in die Gegenwart. „Jesus ist aus dem Tod auferweckt worden!“ bekennen Christ:innen. Wie dies nun genau zu verstehen ist, ist eine weitere Stottergeschichte des Glaubens. Offensichtlich ist die Kraft, die aus Kreuz und Auferstehung erwächst, stärker als unsere Möglichkeiten, diese wirklich zu verstehen.

Das ist es, was mich an der hier gezeigten Kreuzigungsdarstellung anspricht: Jesus ist ans Kreuz genagelt, aber das „Weiter“ ist schon angedeutet. Er steht mehr, als dass er hängt, er trägt eine Krone, und fast könnte man meinen, er schwebe jetzt dann gleich davon. Jenseits allen Verstehens wird hier dem Kreuz etwas von Auferstehung abgerungen. Was natürlich eine Torheit ist!

Abb: Kreuzigungsgruppe, 12. Jh., Kathedrale San Pietro, Bologna. Foto: Sailko, Wikimedia Commons