Nebelgrenze
Während der kalten Monate wird das Schweizer Mittelland bis in die Bergtäler hinein immer wieder von dichtem Hochnebel übergedeckt. Darunter ist es grau und kalt, und es verwundert nicht, dass die Menschen wenn immer möglich vor diesen unfreundlichen Bedingungen fliehen und in die Höhe streben. Haben sie die Decke durchdrungen, erwartet sie oft ein strahlend blauer Himmel, die angenehm wärmende Sonne und das Nebelmeer, welches sich als eindrückliches Naturschauspiel präsentiert.
Meteorologisch beruht der Hochnebel auf einer Inversions- bzw. Umkehrwetterlage. Eine höhere Luftschicht wird durch Staub und andere Partikel von der Sonne schneller erwärmt als die tiefere, die Feuchtigkeit kann diese Grenze nicht durchdringen und bleibt dort als Hochnebel hängen. Manchmal gelingt es den Sonnenstrahlen, diese Feuchtigkeitsschicht im Verlaufe des Tages aufzulösen und bis zum Boden zu gelangen. Oftmals aber hält die graue Decke bis am Abend stand.
Wenn Menschen sich das Weihnachtsfest vorstellen, dann wünschen sie sich im Zusammensein eine heitere und gelöste Stimmung gerade so, wie sie oberhalb des Nebelmeers herrscht. Doch geht es vielen in diesen Tagen genau andersherum, sie stecken sozusagen seelisch unter einer Art Nebeldecke, fühlen sich unbehaglich, gereizt und möchten am liebsten fliehen.
Wenn wir einander die Missstimmung vorhalten, machen wir die Atmosphäre dadurch nicht besser. Die Botschaft von Weihnachten weist einen anderen Weg: Gott hielt nicht am strahlenden Zustand seiner Göttlichkeit fest, sondern begab sich durch die Nebelgrenze hindurch in das Graue und die Mühsal des irdischen Dasein. In Jesus lebte er vor, dass wir durch Wohlwollen und liebevolle Zuwendung die kalten Nebel lichten können und damit das Miteinander heller machen.