Neue Ausrichtung
Aha-Erlebnisse kennen wir wohl alle aus eigener Erfahrung. Mit einem Mal ändert sich die Sichtweise auf eine Sache, es fällt mir wie Schuppen von den Augen und ich frage mich: «Wieso habe ich das nicht schon früher erkannt.» Wirkt ein Moment so intensiv und radikal, dass das Leben eine völlige Kehrtwendung erfährt, dann sprechen wir von einem Damaskus-Erlebnis.
Dahinter steckt die biblische Erzählung über den Schriftgelehrten Saulus, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die neue Sekte, welche Jesus als den Christus bekannte, zu bekämpfen und zu zerstören. Er verfolgte Christinnen und Christen und lieferte sie den Behörden aus. Auf dem Weg nach Damaskus stürzte er und hatte eine Vision des Auferstandenen. In der Folge wurde er zum eifrigen Missionar des neuen Glaubens.
Der bekehrte Apostel nennt sich in seinen Briefen stets Paulus. Die Ausdrucksweise, jemand habe sich «vom Saulus zum Paulus» gewandelt, beruht allerdings auf einem Missverständnis, denn das Damaskus-Erlebnis bewirkte keine Namensänderung. Vielmehr verwendeten jüdische Menschen im damaligen römisch-griechischen Umfeld oft angepasste verständlichere Formen ihres Namens.
«Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an die gute Botschaft!» Mit diesen Worten beginnt Jesus sein öffentliches Wirken im Markusevangelium. Umkehren fängt damit an, dass ich mit den Augen Gottes, mit dem Blick der Liebe und des Verständnisses sehen lerne. In den meisten Fällen wird daraus nicht gleich ein dramatisches Damaskus-Erlebnis. Es mag mit einem kleinen Aha-Moment anfangen, doch wie ein Same, der wächst, wird er ohne Zweifel die Ausrichtung meines Lebens beeinflussen.