Nicht neunzig

Heute würde Brian Epstein seinen 90. Geburtstag feiern. Wenn er noch leben würde.
Er ist 1967 mit nicht ganz 33 Jahren gestorben.

Epstein war von 1962 bis 1967 Manager der Beatles. Er hat entscheidend zum Erfolg der Band beigetragen, indem er es schaffte, der talentierten, aber amateurhaft agierenden Truppe einen einheitlichen Auftritt, gute Plattenverträge und ein eigentliches Image zu verpassen, ohne ihr künstlerisches Genie zu beschneiden. Völlig zurecht bezeichnet man Epstein als den „fünften Beatle“.

Er starb an einer Überdosis Schlafmittel. Bis heute ist unklar, ob es sich um einen Suizid handelte oder einfach um die tragische Entwicklung seiner Sucht.

Wichtig ist zu wissen, dass Brian Epstein schwul war. In Grossbritannien war Homosexualität zu dieser Zeit verboten. Er musste seine sexuelle Identität im Versteckten leben.
Es ist ein ungeheurer Stress, Teile der eigenen Person verbergen oder verdrängen zu müssen. Und dass dieser Stress zu Sucht oder Suizidalität führen kann, ist hinlänglich bekannt.

Die Kirchen haben eine Mitverantwortung für die Diskriminierung homosexueller und queerer Menschen. Bis heute gibt es kirchliche Kreise, die nichtheterosexuelle Lebensweisen als gotteslästerlich verurteilen. Sie berufen sich dabei auf Bibeltexte, die sich kritisch auf gewisse sexuelle Praktiken in einem ganz bestimmten Zusammenhang beziehen, die aber überhaupt keine Aussage zum Schwul- oder Lesbischsein an sich machen. Dafür interessiert sich die Bibel nicht. In ihrem Verständnis sind Menschen Geschöpfe Gottes, so wie sie sind.

So wird aus der uns von Jesus vorgelebten göttlichen Liebe und Freiheit immer wieder ein enger, lebensfeindlicher Fundamentalismus.
Für Brian Epstein war es besonders tragisch: In Grossbritannien wurde die Homosexualität im Juli 1967 legalisiert. Er starb am 27. August.

Abb: Brian Epstein, 1. Oktober 1965. Fotocollectie Anefo, Niederlande. Foto: Joop van Bilse. Quelle: Wikimedia Commons