Nicht selbstverständlich
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das trifft auf persönliche Verhaltensweisen ebenso zu wie auf allgemeine Ansichten, die für selbstverständlich gehalten und kaum je in Frage gestellt werden, solange die Alltagserfahrungen einigermassen damit übereinstimmen. Neue Erkenntnisse haben es entsprechend schwer, werden belächelt oder sogar bekämpft und verboten.
Dies bekam Galileo Galilei zu spüren, dessen Todestag sich heute zum 383. Mal jährt. Der italienische Universalgelehrte, Physiker, Mathematiker und Kosmologe beobachtete die Natur mit grosser Geduld, führte Experimente durch, stellte Messungen und mathematische Berechnungen an und entdeckte so Gesetzmässigkeiten. Er forschte etwa über Mechanik, entwickelte ein Fernrohr und entdeckte die vier grössten Monde des Jupiter.
Als er mit seinen Forschungen belegte, dass sich Planeten um die Sonne bewegen und nicht an Schalen fixiert um die Erde, geriet er in Konflikt mit dem herrschenden Weltbild. Dass die Erde nicht das Zentrum des Universums sei, hielten manche Glaubenshüter für einen Widerspruch gegen die Heilige Schrift, und sogar einflussreiche Kardinäle, mit denen Galilei im regen Austausch stand, konnten nicht verhindern, dass ihm Lehrverbot und Hausarrest auferlegt wurden. Erst 1992 wurde der Gelehrte von der Kirche endgültig rehabilitiert.
Religiöse und spirituelle Erneuerung wird häufig besonders vehement bekämpft, weil hier für viele der sichere Grund auf dem Spiel steht. Das hat Jesus und die junge christliche Bewegung nicht davon abgehalten, Missstände der Religion beim Namen zu nennen, einen liebevoll zugewandten Gott zu verkünden und die Mitmenschlichkeit über das Befolgen des Gesetzesbuchstabens zu stellen. Diese Botschaft ist aktuell wie eh und je und alles andere als selbstverständlich.