Olympia mal anders

Heute werden die olympischen Sommerspiele in Paris eröffnet. Eine gigantische Show ist geplant, die auf der Seine stattfinden wird. Zahlreiche Schiffe und Boote mit vielen Athletinnen und Athleten werden zu sehen sein, die voller Vorfreude den Wettkämpfen entgegensteuern.

Es gibt Geschichten, die nur Olympia schreibt. Eine davon trug sich vor genau 100 Jahren zu, ebenfalls in Paris, wo die Spiele 1924 stattfanden. Ein 100m-Spezialist, Eric Liddell aus Schottland, war nicht nur ein herausragender Athlet, sondern vor allem überzeugter Christ. Als er feststellte, dass der Vorlauf zum 100-Meter-Rennen an einem Sonntag geplant war, zog er seine Teilnahme zurück und predigte stattdessen im Gottesdienst in einer Pariser Kirche. Er trat dann – weit weniger aussichtsreich – beim 200-Meter-Lauf an, wo er sensationell Dritter wurde, und ebenso über 400 Meter, die er völlig überraschend für sich entscheiden konnte. Dabei stellte er sogar einen neuen Weltrekord auf.

Ehrlich gesagt empfinde ich Liddells Entscheidung, seine Spezialdisziplin auszulassen, als krassen Schritt. Auf etwas zu verzichten, auf das man jahrelang hingearbeitet hat, weil es der eigenen Überzeugung entgegensteht, dazu gehört viel (De-)Mut und Klarheit. Toll, dass Liddell ausgerechnet darin eine der schönsten Glaubenserfahrungen macht: Geben wir etwas von uns her, um einer grösseren Sache willen, dann kommt es auf anderen Wegen zu uns zurück. Gut, vielleicht nicht immer in Form einer Olympiamedaille, aber wenn Sie in Ihr Leben schauen, finden Sie garantiert auch eigene Beispiele dafür.