Palmsonntag
Am kommendem Sonntag – dem Palmsonntag – fängt die Karwoche an. In den Gottesdiensten an diesem Tag erinnern sich die Christen daran, wie Jesus von seinen Landsleuten in Jerusalem freudig empfangen und als neuer König von Israel bejubelt wurde.
Mit Bildern im Kopf, die zeigen, wie grausam eine Besatzungsmacht mit unschuldigen Menschen umgeht, habe ich einen neuen Zugang zu dieser Geschichte. Ich verstehe besser, wie sehr sich die Juden einen Befreier wünschten, weil sie unter der Brutalität litten, mit der die Römer die Interessen ihrer Kaiser durchsetzten.
Jesus hat hohe Erwartungen geweckt, indem er Kranke geheilt, und einen Sturm gestillt hat. Es ist nachvollziehbar, dass die Juden erwartet haben, dass Jesus seine Vollmacht nutzt, um die Römer aus dem Land zu vertreiben. Doch Jesus hat die Juden nicht von der römischen Besatzungsmacht befreit. Ihre Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und Frieden hat er nicht erfüllt.
Palmsonntag bringt nach wie vor diese Spannung mit sich, die ich manchmal fast nicht aushalten kann. Ich will mich nicht damit begnügen, in Christus nur einen König meines Herzens zu sehen. Ich erwarte zwar kein weltliches Gottesreich, aber ich erwarte, dass Gott dem schrecklichen Kriegstreiben ein Ende setzt.