Postmoderne Beliebigkeit
Als ich kürzlich nach meiner Arbeit in der Bahnhofkirche mit dem Zug nach Hause gefahren bin, kam ich an einem Güterzug vorbei, auf dem in krakeliger Schrift prangte: Postmoderne Beliebigkeit. Diese beiden Worte haben mich nicht mehr losgelassen und sind mir immer wieder durch den Kopf gegangen. Ich habe mich tagelang gefragt, ob wir in ihr leben, in der postmodernen Beliebigkeit.
Eine eindeutige Antwort darauf habe ich nicht gefunden, zu schwer definierbar ist für mich der Begriff der Postmoderne. Eine gewisse Beliebigkeit hat meiner Meinung nach aber schon Einzug gehalten in unsere Gesellschaft. Doch obwohl der Begriff «Beliebigkeit» eher negativ konnotiert ist, finde ich diesen Umstand nicht unbedingt schlecht.
Denn wenn «anything goes», wenn alles möglich ist, dann sind wir als einzelne ganz persönlich gefordert, unseren eigenen Weg zu suchen und zu finden. Wir müssen uns mit den Fragen des Lebens intensiv auseinandersetzen und bewusst Entscheidungen treffen. Mich begleitet seit meinem Studium ein Satz durch alle Beliebigkeiten des Lebens, der Augustinus von Hippo zugeschrieben wird. Dieser soll gesagt haben: «Ama et fac quod vis». Auf Deutsch so viel wie: «Liebe, und tu was du willst».
Damit, so finde ich, habe ich die ultimative Orientierungshilfe geschenkt bekommen, auch wenn sie manchmal ganz schön herausfordernd ist.