Rohr oder Schale?

Es ist wichtig, einander liebevoll zu behandeln. Ebenso wichtig ist der achtsame Umgang mit sich selbst. Das wusste schon Bernhard von Clairvaux, der vor rund 900 Jahren folgendes schrieb:

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«Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während die Schale wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zur See. Die Schale schämt sich nicht, nicht überströmender zu sein als die Quelle.

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.»

Bernhard von Clairvauxs Gedanken zur Selbstfürsorge und Selbst-Empathie hat nichts mit Egoismus zu tun. Wer ständig mehr gibt, als er kann, wird innerlich leer. Sich selbst achtsam zu begegnen ist deshalb eine gute Grundlage dafür, aus der Fülle geben zu können.