Schätze die Ränder!

Eine Weile engagierte ich mich in einem Urban Gardening Projekt und hatte grosse Freude an den Kräutern, Salaten und dem Gemüse, welche ich zusammen mit anderen ansäen, grossziehen und ernten konnte. Während dieser Zeit befasste ich mich mit Permakultur, der es um nachhaltigen und naturgemässen Anbau von Nahrungsmitteln geht. Fasziniert las ich von den zwölf Prinzipien des Permakultur-Pioniers David Holmgren, welche landwirtschaftlich und darüber hinaus bedeutsam sind. Besonders beschäftigte mich das elfte Prinzip: «use edges and value the marginal», also «nutze Grenzzonen und schätze die Dinge am Rande».

Fotografie von Albrecht Fietz auf pixabay.com

Dieses Prinzip begleitet mich seitdem als ein wertvoller Hinweis. Oftmals hatte ich Rändern wenig Beachtung geschenkt und sah in ihnen bloss das Ende der einen und den Beginn einer anderen Sache. Dabei zeigt uns die Natur mit ihren Fluss- und Seeufern, mit den Waldrändern und Zonenwechseln, dass es sich gerade bei den Übergängen um Gebiete mit gesteigerter Lebendigkeit und reichhaltiger Vegetation sowie um einen Lebensraum für eine Vielfalt von Lebewesen handelt. Permakultur nimmt diesen Reichtum wahr und nutzt ihn in der Gestaltung der landwirtschaftlichen Produktion.

Kulturelle und gesellschaftliche Randgebiete haben ebenfalls besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdient. Deutlicher als in den etablierten Kreisen erweisen sich hier die Stärken und Schwächen der herrschenden Zivilisation, entstehen innovative Ideen und werden alternative Lebensformen ausprobiert. Jesus wusste darum und hielt sich gerne dort auf. Er und das elfte Permakultur-Prinzip regen uns an, selbst an die Ränder unserer Komfortzonen zu gehen und uns auf ungewohnte Begegnungen einzulassen.