SchöpfungsZeit
Im Jahr 1989 befand ich mich mitten im Theologiestudium und bekam Gelegenheit, während der Pfingstwoche an der ersten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Basel mit dabei zu sein. Vertreter verschiedener Kirchen trafen sich zu einem «konziliaren Prozess», bei dem die Gerechtigkeit, der Friede und die Bewahrung der Schöpfung im Mittelpunkt standen. Pfingstliche Aufbruchstimmung war an den Begegnungsorten der Versammlung in Basel überall spürbar, und die drei Buchstaben «GFS» wurden fortan zu einem Kürzel für das Engagement der Kirchen.
Die Themen sind heute genauso aktuell wie damals. Allerdings ist die Stimmung bei weitem nicht mehr so euphorisch. Nicht nur bei jungen Menschen herrscht zurzeit eher Ernüchterung und Ratlosigkeit. Zu lange schon wütet ein gewalttätiger Krieg in unserer Nähe, in Sachen Schutz der Umwelt sind die Ergebnisse bescheiden geblieben und auf Chancengleichheit sowie eine gerechtere Verteilung der Güter müssen Unterprivilegierte nach wie vor warten. Enttäuschung und Hilflosigkeit führen zu Protestaktionen, etwa Verkehrsblockaden, die allerdings selbst Unverständnis und Aggressionen hervorrufen können. Dabei sind die Anliegen hinter dem Protest so drängend und wichtig.
Jedes Jahr im September rufen die Kirchen zur «SchöpfungsZeit» auf. Alle, auch wirtschaftliche und politische Kräfte, sollen zusammenwirken und zum Wandel beitragen. Für die SchöpfungsZeit 2023 lautet der Slogan «Für das Klima hoffen, heisst handeln». Ohne Hoffnung wächst die Gefahr von Verzweiflungstaten. Meine Hoffnung ist, dass Menschen aller Ebenen von Aufbruchstimmung ergriffen werden – wie damals 1989 – und gemeinsam Entschlossenheit sowie langen Atem aufbringen für wirksame Veränderungen.