Segen für alle
Am Dienstag besuchte ich eine bemerkenswerte kirchliche Feier. In der katholischen Mutterkirche von Zürich kamen Menschen unterschiedlichster Ausrichtung zusammen, um das Leben und die Liebe zu feiern, Gott dafür zu danken und sich Segen zusprechen zu lassen, alleine oder als Paar.
Menschen von heute sind aufmerksamer geworden auf das, was sich in ihrem Inneren zeigt, und manche merken, dass die herkömmlichen Rollen und Geschlechtervorstellungen für sie nicht mehr zutreffen. Immer mehr finden den Mut, das nach aussen zu zeigen und zu leben, sei es persönlich, sei es in ihren Beziehungen.
Vor der Feier erhielt jede teilnehmende Person einen Stein und eine kleine farbige Karte. Damit hatte es Platz für das Schwierige und Harte, das es in unserer Gesellschaft gegenüber der neuen Vielfalt noch gibt, und zugleich fand die Hoffnung auf zunehmende Offenheit für das bunte Miteinander einen Ausdruck. In der Feier konnten die Teilnehmenden beide Gegenstände an den Stufen in der Kirche ablegen und dafür Blumensamen mitnehmen, um sie spriessen zu lassen wie das Leben in Fülle, das Gott für alle Menschen will.
Der Regenbogen steht als Symbol für die Bewegung der Menschen, die sich nicht mehr in alte Bilder und Vorstellungen einordnen lassen. Biblisch ist der Regenbogen das Zeichen Gottes für sein Ja zu den Menschen, für sein Versprechen nach der Sintflut, dass er nie wieder eine alles vernichtende Katastrophe über die Menschheit kommen lässt.
Das Ja zu den Menschen war in der Feier am Dienstag spürbar, und ich bin dankbar, dass es in unseren Kirchen diesen Segen für alle gibt.