Selbstvergessen bei der Sache

Musizieren gehört zu meinen liebsten Hobbys. Wenn ich die Gitarre in die Hand nehme, dann kann ich mich ganz in die Musik versenken und die Zeit vergessen. Vor anderen Menschen ein Stück aufzuführen, fällt mir allerdings schwer. Da kommt mir das Lampenfieber in die Quere, ich werde nervös und mache viel mehr Fehler, als wenn ich entspannt für mich alleine spiele.

Zum Fehlermachen beim Musizieren habe ich neulich diese kleine Szene gelesen: Ein Musikstudent beklagte sich bei seiner Lehrerin: «Wenn ich mein eigenes Spiel aufnehme und abhöre, dann entdecke ich immer noch mehr Fehler. Dann frage ich mich, ob ich jemals ein guter Musiker sein kann.» Die Lehrerin schaute ihn an und antwortete: «Das liegt daran, dass du nicht auf die Musik konzentriert bist, sondern vor allem auf dein Ego.»

Bild von Mali Aroesti auf Pixabay

Dem Studenten kann ich nachfühlen. Gern würde ich perfekt Gitarre spielen können. Überhaupt ertappe ich mich dabei, meine Schwächen und Fehler zu kaschieren, um mir keine Blösse zu geben und vor den anderen Menschen gut dazustehen. Das macht Stress und wird natürlich niemals gelingen.

Den Hinweis der Lehrerin verstehe ich so: Solange ich andere beeindrucken will, wird mein Tun nie gut genug sein. Tritt meine Suche nach Anerkennung in den Hintergrund, dann kann ich mich ganz hingeben. «Eine falsche Note zu spielen, ist unbedeutend; ohne Leidenschaft zu spielen, ist unverzeihlich», soll Ludwig van Beethoven einmal gesagt haben. Kinder sind uns darin Vorbilder: Wenn sie singen, tanzen oder spielen, dann sind sie vollständig und ohne Hintergedanken bei der Sache, dann sind sie im Modus der Selbstvergessenheit. – «Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.» (Mt 18,3)